In herausfordernden Zeiten wie den heutigen gibt es kaum ein Thema, das aktueller und gefragter ist als ein starkes seelisches Immunsystem zu entwickeln. Ähnlich wie unser körperliches Immunsystem uns vor Krankheiten schützt, schützt ein seelisches Immunsystem vor den negativen Auswirkungen von Stress und den Herausforderungen unseres alltäglichen Lebens.

Resilienz (liebevoll auch Stehaufmännchen-Qualität genannt) und emotionale Stabilität sind Schlüsselkomponenten eines starken seelischen Immunsystems. Sie ermöglichen es uns, schwierige Zeiten zu bewältigen, Rückschläge zu verkraften und uns von Krisen und Belastungen rasch wieder zu erholen (siehe Blog-Beitrag Schicksalsschläge). Und, heutzutage besonders wichtig: uns auf kommende Herausforderungen vorzubereiten!

Ein starkes seelisches Immunsystem fördert auch unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur positiven Bewältigung von Konflikten. Es ermöglicht uns, die eigenen Emotionen zu verstehen, Mitgefühl zu entwickeln und Beziehungen zu stärken. Durch Achtsamkeit, soziale Unterstützung und die Pflege unserer mentalen Gesundheit können wir ein starkes seelisches bzw. psychisches Immunsystem aufbauen und so ein erfüllteres, glücklicheres und vor allem stressreduziertes Leben führen.

Wie kann ich mein seelisches Immunsystem stärken?

Die Fähigkeit, die wir dazu brauchen, nennet die Psychologie Resilienz. Sie bildet die Grundlage für das seelische Immunsystem und ist die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen und Herausforderungen zu bewältigen, ohne daran zu zerbrechen. Sie ermöglicht es uns, Rückschläge zu verkraften, Krisen zu überwinden und vor allem gestärkt aus schwierigen Zeiten hervorzugehen.

Aus der Resilienzforschung wissen wir, dass unsere persönliche Resilienz zum Teil genetisch bedingt ist und auch von unseren Erlebnissen aus unserer Kindheit resultiert. Die gute Nachricht aber ist, dass es einen großen Teil gibt, den wir unser Leben lang beeinflussen und stärken können. Resilienz ist eben eine Fähigkeit, und diese Fähigkeit können wir wie einen Muskel trainieren.

Eine der wichtigsten Eigenschaften, um Resilienz zu entwickeln, ist die Fähigkeit zur Anpassung. Menschen mit hoher Resilienz passen sich flexibel an neue Umstände an und finden Lösungen für Probleme, anstatt sich von ihnen entmutigen zu lassen. Dies erfordert eine positive Denkweise, die es ermöglicht, selbst in herausfordernden Situationen Chancen und Wachstumspotenzial zu erkennen. Resiliente Menschen sehen das Glas halb voll, und nicht halb leer.

Resilienz können wir bis ins hohe Alter erlernen und weiterentwickeln. Und ich bin der Meinung, dass es für jeden von uns überlebensnotwendig werden wird, eine starke persönliche Resilienz zu entwickeln und zu erhalten. Gefühlt überholt momentan eine Krise die andere. Sie bedingen sich gegenseitig. Was wir aus der Corona-Pandemie gelernt haben sollten ist, dass wir auf Unerwartetes vorbereitet sein sollten. Seit Corona gab es schon Vieles: Kriege, eine Energiekrise, Inflation, Regression, und über all dem droht die Klima-Krise unser Leben nachhaltig zu beeinflussen.

Die sieben Säulen der Resilienz – ein Praxismodell

Die Resilienzforschung hat das Modell der sieben Säulen entwickelt. Es ist ein sehr wertvolles Konzept, das dazu beiträgt, Widerstandsfähigkeit und emotionale Stärke zu entwickeln. Es umfasst: Optimismus, Akzeptanz, Eigenverantwortung, Lösungsorientierung, gute Netzwerke, Zielorientierung und Selbstwirksamkeit.

  • Optimismus fördert eine positive Einstellung und die Fähigkeit, Herausforderungen mit Hoffnung zu begegnen.
  • Akzeptanz hilft, schwierige Realitäten anzunehmen und somit Stress zu reduzieren.
  • Eigenverantwortung bedeutet, die Kontrolle über das eigene Leben und die eigenen Empfindungen zu übernehmen und aktiv Entscheidungen zu treffen.
  • Lösungsorientierung fördert das Finden von Lösungen statt des Verharren und Erstarren in Problemen.
  • Starke Netzwerke fördern die soziale Unterstützung und verhilft zu guten, tragfähigen Beziehungen.
  • Zielorientierung verleiht eine klare Richtung und hilft, einen Sinn im Leben zu finden.
  • Selbstwirksamkeit ermutigt dazu, daran zu glauben, dass man in der Lage ist, jede Herausforderung zu meistern.

Prof. Dr. Jutta Heller  hat dieses Modell auf sehr anschauliche Weise erörtert und meiner Meinung nach sehr hilfreiche Bücher darüber verfasst. Sie hat die Säulen zu einem Modell der Schlüssel umformuliert. Mit dem Bild des Kängurus hat sie diese sieben Schlüssel-Kompetenzen sehr bildhaft, humorvoll und gut verständlich erklärt.

Jede Herausforderung ist auch eine Chance

Es ist wichtig zu verstehen, dass jede Herausforderung und jede Krise im Leben eine Chance in sich birgt. Oftmals wachsen wir am meisten, wenn wir mit schwierigen Situationen konfrontiert werden.
Was kann uns ein positiver Umgang mit Problemen und Herausforderungen bringen?

  • Persönliches Wachstum: Schwierigkeiten können uns dazu zwingen, über uns hinauszuwachsen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Sie sind der Motor unserer Persönlichkeitsentwicklung.
  • Resilienzstärkung: Jedes Mal, wenn wir eine Herausforderung bewältigen, wird unsere psychische Widerstandsfähigkeit gestärkt. Wir wissen, was wir alles schaffen können. Das bedeutet auch eine neu Ressource, wenn später das Leben mit einer neuen Herausforderung auf uns wartet.
  • Lernen aus Fehlern: Schwierigkeiten bieten die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Fehlerfreundlichkeit tut uns selber, aber auch unserer Umgebung, gut.
  • Neue Perspektiven: Herausforderungen können unsere Sichtweise auf das Leben verändern und uns zu einem tieferen Verständnis führen. Wir können durch das gute Durchleben einer Krise Mitgefühl für unsere Mitmenschen entwickeln.

Zusammenfassend möchte ich betonen, dass die Stärkung unseres seelischen Immunsystems ein lebenslanger aber immens förderlicher Prozess ist. Durch die Anwendung der sieben (oder je nach Modell auch mehr) Säulen bzw. Schlüssel der Resilienz und die Fähigkeit, in jeder Herausforderung eine Chance zu sehen, können wir eine tiefere emotionale Stabilität und ein erfüllteres Leben erreichen.

Die Pflege unseres seelischen Immunsystems ist genauso wichtig wie die Pflege unseres körperlichen Immunsystems, und sie trägt maßgeblich zu unserem Wohlbefinden und unserem Aufblühen bei.

Eine kleine Übung für dich

Eine der sieben Säulen der Resilienz ist die Selbstwirksamkeit.
Wenn ich meine Stärken genau kenne, kann ich Einfluss nehmen.

Nimm ein Blatt Papier und einen Stift und beantworte für dich folgende Fragen:

  • Was kann ich so richtig gut?
  • Was macht mir Spaß?
  • Worauf bin ich so richtig stolz?
  • Was sind meine fachlichen Fähigkeiten?
  • Was sind meine Hobbys?
  • Was fällt mir im Umgang mit anderen Menschen leicht?

Finde dann fünf deiner wichtigsten Stärken.
Hol dir feedback und frage deine Freunde, Familie und im besten Fall auch Kritiker zu ihrer Meinung.
Überprüfe ob dein Selbstbild mit dem Fremdbild übereinstimmt.
Lass dich von Erkenntnissen und Tipps für deine Weiterentwicklung überraschen.

Quelle: Kartenset „So bleibe ich stark“ von Dr. Jutta Heller, Kösel Verlag

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